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10-Tage-Erlebnisreise vom 12.09. bis 21.09.2019

Im September 2019 darf ich eine Gruppe nach Usbekistan begleiten. Die Reise führt entlang der legendären Seidenstraße zu den einzigartigen Bauwerken und Kunstschätzen von Samarkand, Buchara und Chiwa. Blaue Kuppeln, schlanke Minarette und verwunschene Paläste bilden eine Kulisse wie aus 1001 Nacht.

Es beginnt mit dem Flug der Turkish Airlines von Friedrichshafen über Istanbul nach Taschkent. Weiter mit dem Bus nach Samarkand, Shahrisabz, durch die Steppe nach Buchara und durch die Wüste nach Chiwa. Von dort per Flug nach Taschkent und über Istanbul wieder zurück an den Bodensee.

Usbekistan ist eine eigenwillige Mischung zwischen Orient und Osteuropa, von Städten aus 1001 Nacht und sowjetischer Architektur.  Hier ein paar Höhepunkte meiner Rundreise:

SAMARKAND

Timur, „der Eiserne“ (1336 bis 1405), machte Samarkand zur Hauptstadt seines Reiches. Sie galt als eine der schönsten und bedeutendsten Metropolen der Erde. Der Mongolenherrscher errichtete ein Handels- und Handwerkszentrum am Knotenpunkt zwischen Orient und Okzident. 2001 wurde sie von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Sehr beeindruckt bin ich vom Registan-Platz, dem zentralen Punkt der Stadt mit den drei rechtwinklig einander zugeordneten und kunstvoll verzierten Medressen.


Ich besuche die Moschee von Bibi Khanum, die im 14. Jh eines der größten Bauwerke ihrer Art in der islamischen Welt war. Hunderte runde Marmorsäulen tragen mehr als 400 Kuppeln.

Das Amir-Timur-Mausoleum ist das Grab für den großen Timur. „Die Kuppel des Gur Emir ist wie das ewige Himmelsgewölbe, die ganze Erde spiegelt sich darin.“ Timur begegnet dir in ganz Usbekistan. Seit der Unabhängigkeit wird er zum Nationalheld und „Über-Usbeken“ stilisiert. Zweifellos war er ein genialer Feldherr und Förderer der Künste, ebenso aber ein grausamer und hinterlistiger Eroberer.


Die Ausgrabungsstätte Afrosiab erzählt die sogdische Geschichte aus dem 6. bis 8. Jh. Besonders wertvoll sind die Wandbilder der Ausgrabungen.

Fotomotive in unbegrenzter Vielfalt gibt es in der Gräberstadt Shah-i-Sinda, einem der interessantesten Zeugnisse für die Vielfalt und Schönheit timuridischer Baukunst und ein Ort um den sich zahlreiche Legenden ranken. Für einen Fliesen/Keramik-Liebhaber gibt es nichts Schöneres. Neben den tollsten Farben, den kunstvollen Mustern haben mich die Sinnsprüche sehr beeindruckt: Hier ein Beispiel: „Wenn du der Kaiser von China wärst, ein Ende wäre doch unter der Erde“.


Einer der beeindruckendsten Orte ist die Sternwarte des Ulug Bek auf dem 15. Jh. Die Grundlage des Observatoriums bildete ein gigantisches Goniometer, das mit erstaunlicher Präzision am Längenkreis in Nord-Süd-Richtung aufgerichtet war. Die Sternentafeln enthalten die Koordinaten von 1018 Sternen und sind noch in unserer Zeit sehr von Nutzen. Ulug Bek errechnete damals schon die Dauer des Sternenjahres mit einer Abweichung von weniger als einer Minute zu den heute computerunterstützen Modellen.

Bei einem Bummel durch die Märkte und Basargassen spüre ich den noch immer wirkenden Zauber der Seidenstraße. An den Ständen bekommt man frisches Obst, Trockenfrüchte und Nüsse, leckeres Fladenbrot und Gebäck in allen Variationen.

Ich habe nicht gewusst, dass viele der in den Modemetropolen dieser Welt immer beliebter werdenden Orientmuster aus Samarkand stammen. Bei einer Modeshow im Atelier von Valentina Romanenko durfte ich die unbeschreiblich edlen Stoffe in schillernden Farben und Mustern bewundern. Der Kauf eines Seidentuchs war fast Pflicht. Danke an die usbekische Raupe, die in den Maulbeerbäumen diese kostbare Seide spinnt und der Seidenstraße zu ihrem Ruhm verholfen hat.

 

SHAHRISABZ

Timurs Heimatstadt ist eine der ältesten Städte Zentralasiens, 2700 Jahre alt. Beinahe die gesamte historische Altstadt wurde geschliffen und durch eine riesige Parkanlage mit Springbrunnen, Wasserläufen und Anpflanzungen ersetzt. Dadurch ist jegliche historische Atmosphäre verlorengegangen.

Der „Weisse Palast“ ist das Prunkstück der Neukonzeption. Für meinen Geschmack total übertrieben, Protz und Prunk wie in Disneyland. Wunderschön anzuschauen, aber die Ruinen des Herrscherpalasts passen überhaupt nicht ins Land. Was antwortet der Bauer im Besitz von einer Kuh und ein paar Hühnern, wenn er diese Prunkanlage sieht und man ihm sagt, dass der Staat für ihn kein Geld hat.


Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Hasrat-Malik-Aschtar-Moschee, die pompöse Gräberanlage Daras-Soadat mit der Timur-Gruft und das Dschahangir-Mausoleum mit der 27 Meter hohen konischen Kuppel.

 

BUCHARA

Die Oasenstadt war über Jahrhunderte Karawannenstadt. Bei einem Spaziergang in der wunderschönen Altstadt mit den engen Gassen, vorbei an den mit bläulichem Mosaik verkleideten Medressen und Moscheen, gewinne ich bleibende Eindrücke der Handelsstadt. Ich bewundere das gut erhaltene historische Stadtzentrum mit seinen Kuppelbasaren und den zahlreichen Medressen und Moscheen.

Wahrzeichen der Stadt ist das Kalon-Minarett, mit 46 Metern eines der höchsten Zentralasiens. Es war gleichzeitig Wachtturm und Leuchtturm für die Karawanen. Die Kalon-Moschee ist die zweitgrößte Moschee Zentralasiens, 130 X 80 Meter, 10.000 Gläubige haben Platz.

Das von alten Maulbeerbäumen umstandene Labi Chaus war früher ein Wasserspeicher im Herz der Altstadt, heute dient es als Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Am Abend spielt die Musik, die Cafes sind schön beleuchtet. Wo früher die Bewohner Wasser geholt haben, genieße ich ein gutes einheimisches Bier. Alles in allem eine sehr interessante Stadt, weil sie auch am späten Abend noch Leben hat.

Unter den alten Basarkuppeln finde ich noch viele Waren aus Usbekistan. Unaufdringliche VerkäuferInnen bieten echte Ware zu sehr guten Preisen an. Sehr gut gefällt mir eine schwarz rote Decke aus Seide, für die 2 X 3 Meter arbeiten drei Frauen ein ganzes Jahr.

Ich besuche preisgekrönte Handwerker, die schon auf der ganzen Welt ausgestellt haben. Der Kaliograf verewigt wunderschöne Zeichnungen auf 600 Jahre altem Pergamentpapier. Der Puppenmacher stellt seine Kunstwerke selber her. Beim Schmied kann man exklusive Buchara Messer mit Klingen aus massivem Titan und dem Griff aus natürlichen Knochen und Silber erwerben.

Beim Samanidenpark treffe ich auf die Hiobsquelle. Hier soll der biblische Hiobs auf Geheiß Gottes seinen Stab in den Boden gestoßen haben, woraufhin eine Quelle sprudelte. Diese Quelle gibt es immer noch und sie soll bei Kehlkropferkrankungen helfen.

Das Mausoleum der Samanidenherrscher ist einzigartig: Es ist nicht nur eines der wenigen vormongolischen Baudenkmäler, sondern auch das älteste Mausoleum Zentralasiens, ein Prototyp samanidischer und karachanidischer Ziegelarchitekur.


Im Nordwesten erhebt sich ein Hügel, auf dem die Ark-Zitadelle steht. Sie war bis ins 20. Jh. hinein Palast und Regierungssitz, berühmt geworden durch die grausamen Emire, ein schlimmes Stück Geschichte mit unmenschlichen Gefängnissen, Folter und Hinrichtungen.

 

CHIWA

Durch die Lage am Verbindungsweg zwischen Indien und Europa kam Chiwa stets eine strategische Bedeutung zu. Enge Gassen, Häuser aus ungebrannten Ziegeln, reich verzierte Moscheen, Koranschulen, Mausoleen und Paläste bestimmen noch heute das Stadtbild.


Die Altstadt ist rundherum von einer Stadtmauer eingeschlossen, durch welche vier Tore Einlass gewähren. Sie hat ihren orientalischen Charakter bewahrt, sie wurde mit ihren rund 50 Baudenkmälern zu Recht zum Weltkulturerbe erklärt.


Fasziniert bin ich von der Unterkunft im Hotel Orient Star. Das Hotel ist in einer der schönsten Medressen untergebracht. Früher dienten die Zimmer den Studenten als Wohnzellen. Mit über 250 Studierenden war es die schönste und größte Medresse in Chiwa.

Wunderschön ist das Pachlawan-Machmud-Mausoleum. Pachlawan-Machmud (1247 bis 1326) ist der Schutzheilige Chiwas. Er soll Zeit seines Lebens nur ein einziges Mal im Ringkampf verloren haben und das freiwillig, den er hatte erfahren, dass dem Sklaven, gegen den er antrat, bei einer Niederlage der Tod drohte.

Bis 1920 war hier der größte Sklavenmarkt Zentralasiens, von dem kommt der Reichtum der Stadt. Jetzt ist sie die ursprünglichste von allen Städten, auffällig die vielen freundlichen Menschen, die Einfachheit, viele gemütliche Cafes und Restaurants, einfach wie 1001 Nacht.

Beim Spaziergang am Abend bin ich überwältigt vom orientalischen Flair und genieße die exotischen Düfte.

 

TASCHKENT

Bei einer Stadtrundfahrt durch die moderne Hauptstadt erhalte ich einen guten Überblick über die nach dem Erdbeben von 1966 wieder aufgebaute Stadt. Auffällig sind die breiten Straßen, die großen Grünflächen, die Sauberkeit und die gut gekleideten Menschen.


Ich besuche den parkartigen Hasti-Imam Komplex mit der Barak-Khan-Medresse und dem Kaffal-Schaschi-Mausoleum. Im größten religiösen Zentrum Taschkents erhalte ich eine sehr gute Einführung in den Islam. Im Koran-Museum ist übrigens der viertälteste Koran ausgestellt. Ich lerne, dass unsere christliche Religion zu ca 90 % mit dem Islam übereinstimmt, ich kann Vorurteile abbauen und freue mich, dass ich kein „Ungläubiger“ bin.


Ich spaziere über den Theaterplatz, durch die Altstadt und besuche den orientalischen Basar, dessen Warenfülle sich nicht beschreiben lässt: Berge von Melonen, köstliche Granatäpfel, Nüsse, getrocknete Aprikosen und Mandeln. Wunderbar ist der Duft der frischen Kräuter.

Bei toller Aussicht auf die Stadt genieße ich im 17. Stock des Hotel Usbekistan ein hervorragendes usbekisches Essen mit dem obligatorischen Wodka.

Blickfang am Unabhängigkeitsplatz ist die riesige Brunnenanlage und dahinter der 150 Meter breite Unabhängigkeitsbogen mit Störchen, die das gute und edle Streben sowie die Fruchtbarkeit der Usbeken symbolisieren.


Grandios ist das Opernhaus, das Alisher-Navoi-Theater. Traurigkeit kommt am Denkmal der Trauernden Mutter auf, einer Gedenkstätte für die unzähligen sinnlosen Opfer des Zweiten Weltkriegs.

Selten habe ich so ein schönes Denkmal wie das Erdbebendenkmal gesehen. Es erinnert an das große Erdbeben (7 bis 8 auf der Richterskala), bei dem 1966 eine Viertelmillion obdachlos wurde und es erinnert an die Tausenden von freiwilligen Helfern, die aus der ganzen Sowjetunion kamen um beim Wiederaufbau zu helfen.


Einer der Höhepunkte ist die Fahrt mit der Metro, welche 1977 eröffnet wurde und damit die erste U-Bahn Zentralasiens ist. Die Stationen sind nach Vorbild der Moskauer Metro reich verziert.

 

DIE STEPPE, DIE WÜSTE UND DIE BAUMWOLLPRODUKTION

Leider habe ich keine Zeit um von den touristischen Hauptpfaden abzuweichen. Auf den Verbindungswegen zwischen den Städten erahnt man nur ein wenig das traditionelle Landleben.

Zwischen Buchara und Chiwa erwartet mich eines der größten Wüstengebiete Zentralasiens. Endlos geht es auf der sogenannten „Autostraße“ durch Steppen, Wüstenlandschaft und über ausgetrocknete „Flüsse“. Die Fahrt ist abenteuerlich, die tiefen Schlaglöcher machen die Busfahrt zur Abenteuerfahrt mit Zick-Zackkurs. Mal ein gemütliches Eselgefährt, mal ein Bauer mit seiner Kuh; aber Mumin, unser Busfahrer, bringt uns gut ans Ziel.


Zwischendurch wird die „Autostraße“ zur „Dorfstraße“. Kurze Augenblicke lassen erahnen wie einfach das Leben hier ist, Obst- und Gemüseverkäufer, Handwerker und Bauern, die trotz großer Armut zufrieden und gesund zu sein scheinen. Fast-Food-Ketten und Social Media sind gottseidank noch nicht zu ihnen gekommen.

Schön anzusehen sind die fröhlichen Kinder in ihren Schuluniformen, für sie ist es noch ein „Schulweg“, auf welchem ohne Handy miteinander kommuniziert wird.

Ziegen fressen von den spärlichen Grashalmen, vereinzelt sieht man eine Kuh. Aber wie kann ein Bauer hier überleben? Traktoren sind eine Seltenheit, eine Karette ist schon eine hochmodernes Gerät. Fortbewegungsmittel ist der Esel, vereinzelt sieht man ein altes Fahrrad aus Sowjetzeiten, was schon ein Privileg ist.

Der Reiseleiter erzählt sehr viel über degradierte Böden und schwindende Wasserreserven. Wasser ist ein kostbares Gut, schon jetzt ist praktisch alles verfügbare Nass verbraucht. Usbekistan ist nicht nur ein Opfer der Klimaveränderung, sondern auch ein wesentlicher Mittäter.

Zum Beispiel war der Aralsee der viertgrößte See der Erde und bedeckte eine Fläche von der Größe Bayerns. Heute kündigt die verbleibende Salzwüste von einer verheerenden Umweltkatastrophe. Im Jahr 1960 sind 90 % der Wasserfläche verschwunden, der ehemalige Seeboden und die umliegende Steppe sind von einer Salzkruste verdeckt.

Schuld darin ist die Planwirtschaft. So wurde in den 1960er Jahren die gesamte Landwirtschaft auf Baumwollmonokulturen umgestellt. Baumwolle braucht sehr viel Wasser, trotzdem wurden die Anbauflächen massiv vergrößert. Auf den Feldern verdunsten Zigtausende Kubikmeter Wasser. Rückstände der reichlich eingesetzten Düngemittel tun ein Übriges dazu um die Gegend ungesund und unfruchtbar zu machen. Die ehemals blühende Fischereiindustrie am Aral See liegt komplett darnieder, die Anwohner kämpfen mit Arbeitslosigkeit und tödlichen Krankheiten. Wo früher Tiger und Wildschweine gejagt wurden, wo Kurorte und große Fischfabriken entstanden sind, dominieren heute die Schrotthändler, welche alte Ruinen abbauen.

 

BESUCH BEI USBEKISCHEN FAMILIEN

Mehrmals durfte ich in Privathäusern einkehren und die Gastfreundschaft bei einem landestypischen Essen erleben. Ob leckerer Eintopf, gefüllte Teigtaschen, süßes pralles Obst, scharfe Salate, köstliche Kuchen, duftendes Brot aus dem Lehmofen, es wird immer toll aufgedeckt und das prachtvolle Geschirr gibt noch das Seine dazu, dass so eine Mahlzeit zu einem Höhepunkt jeder Reise durch Usbekistan wird.

Plov ist übrigens das Nationalgericht, ein Gericht aus Reis, Fleisch, Karotten und Zwiebeln. Jede Familie in Usbekistan soll ihr eigenes Plovrezept haben. Ein zwei drei Gläser Wodka helfen bei der Verdauung.

 

Zum Abschluss möchte ich mich mit einem herzlichen RACHMAT (Danke) bei unserem Reiseführer Otabek bedanken, der mir eines der interessantesten Länder unserer Erde so toll in unsere Herzen gebracht hat.

Ich bin froh, dass ich heute da gewesen bin, dass ich ein Land gesehen habe, das noch von den alten Sitten und Gebräuchen lebt. In ein paar Jahren wird es keine Handwerker mit Orginalwaren mehr geben, die historischen Gebäude wird man inmitten großer Reisegruppen aus Asien kaum mehr sehen, es wird Fast-Food-Ketten geben und Social Media wird das Leben beeinflussen.

Roland Geiger

 

 

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