ISLAND im Juli 2019

 

Island war für mich schon lange eines meiner Traumziele, im Juli 2019 ist es endlich soweit! Ich will die ganze Insel sehen und so entschließe ich mich für die Ringstraße im Uhrzeigersinn, ca 1800 Kilometer voller Abwechslung liegen vor mir.

Bei größtenteils gutem Wetter (zwar wolkenverhangen, aber relativ wenig Regen) lerne ich in 8 Tagen die Schönheit Islands in all ihren Facetten kennen: massive Berge, atemberaubende Wasserfälle, schwimmende Eisberge, eisige Gletscher, heiße Quellen, rauchende Erdlöcher, tiefe Schluchten, endlose Straßen, grüne Landzungen mit Schafen und Islandpferden und das blaue Meer zwischendrin. Ich staune nur so.

 

Das oft etwas launige Wetter, das sich innerhalb von 5 Minuten ändern kann, sorgt dafür, dass die Stimmung irgendwie mystisch ist und du nur darauf wartest, dass aus dem nächsten Hügel gleich ein Elf kommt.

 

Ich starte in Reykjavik und verkürze die Fahrt Richtung Norden indem ich durch einen Tunnel unter dem Hvalfjördour (Fjördor = Fjord) fahre, eine der einzigen Straßen in Island für welche man Maut zahlen muss. Ideal für die Ferrosiliziumfabrik und das Aluminumwerk, welche die isländische Monowirtschaft von der Fischindustrie unabhängiger machen und dem Land aus der Krise geholfen haben.

Erstes Highlight sind die von farbenfrohem Moos und Flechten bewachsenen Grabrok Krater, wo ich einen kleinen Rundgang mache und die Weite der Landschaft eindrucksvoll spüre.

Durch die Region Hunavatnssysla geht es dann durch eine wunderbare Landschaft mit Blick auf die nördlichen Fjorde in Richtung Osten. Alte Saga-Orte und gut erhaltene Bauernhöfe zeugen von der isländischen Geschichte.

 

Akureyri, nur 100 km vom Polarkreis entfernt, ist das kulturelle Zentrum im Norden. Einige Museen, viele Restaurants und die Altstadt lassen in der Perle des Nordens keine Langeweile aufkommen.
Die steigenden Touristenzahlen haben ihre guten Seiten, leider aber auch ihre Schattenseiten. Die Umweltverschmutzung wird zu einem Problem. Leider fallen die Kreuzfahrtenschiffe über die Insel her. Ich kann es hautnah miterleben wie die Tagesausflügler von 6 großen Schiffen genau dieselben Sehenswürdigkeiten wie ich im Visier haben. Eine Wartezeit von 15 Min beim WC ist keine Ausnahme.

 

 

Bei Sonnenuntergang fahre ich im Eyjafjördour hinaus um Wale zu beobachten. Das Wetter ist gut und ich sehe einige der riesigen Meeressäuger. Aber auch ohne Tiere wäre der längste Fjord Islands in der Abendsonne (um 23 Uhr) ein Erlebnis gewesen.

 

Am nächsten Tag stehen die ersten beiden berühmten Wasserfälle auf dem Programm. Schon von weitem sehe ich die Gischt des Godafoss, der über 30 Meter breite hufeisenförmige Klippen fließt. Sehr beeindruckend, aber einfach zu viele Leute weil er sich direkt an der Ringstraße befindet.

 

Weiter geht es zum Dettifoss, einfach gigantisch. Die Wassermassen stürzen in 100 Meter Breite und 45 Meter in die Tiefe. Für tolle Fotos kann man sehr nahe ans Wasser gehen, die Wege sind sehr gut.

 

In der Myvatn-Region erlebe ich die vulkanisch feurigen Prozesse, denen Island seine Existenz verdankt. Es zischt und brodelt und dampft an vielen Stellen. Bis zu 100 Grad C heiß sind die blubbernden Schlammbecken.

Bei Námaslard angekommen, muss ich erstmal die Nase rümpfen, denn hier trifft mich der Schwefelgeruch mit voller Wucht: ein Feld mit blubbernden Schlammtümpeln, brodelnden, pfeifenden Hexenkesseln und Rauch überall.

 

 

 

 

 

Der Mückensee „Myvatn“ macht seinem Namen alle Ehre. Verlässt man das Auto, ist man innert Kürze von einer Mückenplage umgeben; im Sommer kann man den wunderschönen See nur mit Mückennetz geniessen. Der viertgrößte See des Landes hat etwa 50 Inselchen, ist voller Fische und bietet eine interessante Flora und reiche Vogelwelt.

In der Nähe gibt es eine Therme, hier kannst du in einem Becken mit mineralhaltigem Vulkanwasser den Blick über den See genießen.

Eine Wanderung durch die bizarren Lavaformationen bei Dimmuborgir bietet viele Entdeckungen. Es ist das Zusammenspiel von Vegetation und Lava, das so fasziniert: Die Lavaskulpturen erinnern bei tief stehender Sonne mit ihren Schatten an Elfen und kleine Trolle.

 

Weiter geht es durch eine einsame Lavawüste, die Odaoahraun. Diese fremdartige und lebensfeindliche Mondlandschaft nennt man auch Missetäterwüste, entstanden in einer Zeit, wo Verbrecher geächtet waren und sich im unwirtlichen Hochland verstecken mussten da sie als vogelfrei galten. Gottseidank gibt es heutzutage eine gute Straße durch eine das teilweise chaotische Labyrinth aus Vulkangestein.

Und so gibt es bald wieder Zivilisation. Egilstadir ist das Handelszentrum des Ostens, gelegen an einem See, in welchem der Sage nach Islands Nessie, der „Lagarfljots-Wurm“ lebt.

Entlang der Ostfjorde gelange ich nach Höfn, für seine Fischindustrie bekannt. Hier halten sich zahlreiche Vogelarten auf, nicht selten sieht man auch Seehunde.

 

Vor mir liegt der Vatnajökull, Europas größter Gletscher mit über 8300 km². Rund 20 Auslassgletscher gehen von ihm ab. Auch in Island schmelzen die Gletscher verstärkt ab, was sich am Auftauchen neuer Gletscherlagungen gut erkennen lässt.

Die imposante Eislagune Jökulsarlon mit ihren meterhohen Eisbergen ist die bekannteste Sehenswürdigkeit Islands. Ich erlebe den Gletschersee bei einer Bootstour. Blau bis schwarz schimmern die bizarren Eisklötze, ein unvergessliches Fotomotiv.

Am Strand gegenüber von Jörkulsárlón bietet sich ein wunderbares Schauspiel: schwarzer Sand, bizarre Eisberge, an denen die Wellen brachen und nebelverhangene Berge im Hintergrund.In Vík geht eine Straße zu Reynisdrangar ab, dem schwarzen Strand mit spitzen schwarzen Felsen. Man taucht ein in eine Welt von Steinen und Meer, wie in einem kunstvollen Schwarz-Weiss-Film. Der Strand zählt zu den schönsten des Landes. . Einen tollen Blick gibt es auf das Kap Dyrholaey mit dem Felsenbogen im Meer. Leider sind hier schon einige Touristen ertrunken, weil sie trotz großer Warnschilder zu nah an die meterhohen Wellen herangegangen und mitgerissen wurden.

 

Der Skogafoss ist mit seinen 60 m Falltiefe einer der höchsten Wasserfälle. Genauso imposant ist der Seljalandsfoss, einer der seltenen Wasserfälle auf der Welt, bei welchem es möglich ist hinter dem Fall zu laufen. Man wird halt nass, aber das nimmt man für die wirklich einmaligen Fotos in Kauf.

Aber nicht genug der Wasserfälle, einer der Größten und Berühmtesten fehlt noch: der Gullfoss. Über eine steile Klippe stürzen sich bis zu 2.000 Kubikmeter Wasser in eine 70 Meter tiefe Schlucht.

Im Geothermalgebiet Haukadulur erwartet mich der Geysir, wo die Fontäne des „Strokkur“ (Butterfass) regelmäßig empor schießt. Mit der Wassertiefe im Schacht steigt der Wasserdruck und damit der Siedepunkt. Fällt der Wasserdruck, siedet das Wasser in der Tiefe, und es kommt zum Ausbruch. Leider erkennt man auch hier die negativen Auswirkungen des Massentourismus. Riesige Besucherzentren sind nur noch auf den Verkauf von Essen und Souvenirs ausgerichtet.


Im Nationalpark Thingvellir wurde 930 n.C. Islands demokratisches Parlament gegründet, für die meisten Isländer ein heiliger Ort. Eine Flagge markiert den Lögber, den Gesetzesberg, wo der Gesetzessprecher oder der oberste Goði stand und während der alten Tage die Gesetze verkündete. Welch ein magisches Fotomotiv.


Die eurasischen und nordamerikanischen tektonischen Platten treffen sich hier. Sie bewegen sich auseinander und kreieren das dramatische und zerklüftete Schluchtental. Thingvellir ist eine der außergewöhnlichsten geologischen Stätten in der Welt. Der Grund dafür ist, dass man hier sehr deutlich sehen kann, wie die zwei Kontinentalplatten sich voneinander entfernen.

 

Überraschend quirlig präsentiert sich die Hauptstadt. Reykjavik hat es zu einer sehr eigenen Mischung von Kultur und Natur gebracht. Cafes, Designerläden, Galerien und Restaurants bieten ein reiches Konsumangebt. Die Isländer haben wirklich Stil und Geschmack. Das vitale Nachleben hat sich schon auf der Welt herumgesprochen. Ein wirklich hübsches und regsames Städtchen.

 

 

 

Hotels:
Reykjavik: Reykjavik Lights
Akureyri: Sveeinbjarnagerdi
Egilstadir: Hallormsstaour
Höfn: Jökull
Vik: Dyrholaey

 

Juli 2019/Geiger Roland

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